Was ist MILLA? Eine neue Schokolade? Ein Besuch im Bundestag bringt Klarheit…

Am 12.12.2018 wurde ich als Vertreter der Industrie zu einer Veranstaltung in den Bundestag eingeladen, zu der der Arbeitskreises "Zukunft der Arbeit" der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin eingeladen hatte. Die Veranstaltung hatte zum Ziel, unterschiedlichen Zielgruppen das Projekt MILLA vorzustellen.

Es war eine äußerst inspirierende Veranstaltung, die möglicherweise zu einem bedeutenden Projekt führen könnte.

MILLA steht für Modulares Interaktives Lebensbegleitendes Lernen für Alle. Die Initiatoren haben die Vision, dass MILLA die führende Plattform für Weiterbildung in Deutschland wird, die allen Bürgern, Unternehmen, Verbänden, Vereinen usw. kostenfrei (für standardisierbare Inhalte) zugänglich ist. Der Betreiber der Plattform (möglicherweise der Staat) übernimmt die Kosten für den Betrieb, den Inhalt, das Marketing usw. Wenn alles gut läuft, könnten dies bis zu 3 Milliarden Euro pro Jahr sein. Dieser Betrag würde bei den Sozialausgaben eingespart werden, da gut ausgebildete Menschen nicht arbeitslos werden sollen.

Ich bin mit großer Neugierde und einer gewissen Skepsis nach Berlin gereist - vermutlich wie die anderen etwa 60 Teilnehmer auch.

Gab es hier nur wieder eine politische Idee, die kaum umsetzbar ist? Entsteht hier eine neue Agentur für Weiterbildung, die Unmengen an Geld verschlingt? Andererseits habe ich in meinem bisherigen beruflichen Leben noch nie eine so ambitionierte Vision für die Weiterbildung in Deutschland gesehen. Außerdem wird der Arbeitskreis von Thomas Heilmann geleitet, der als erfolgreicher Unternehmer und Macher bekannt ist.

Die Anwesenden waren sich größtenteils einig, dass eine solche Initiative sehr begrüßenswert ist. Endlich mal ein eigener Ansatz - und nicht wieder die Übernahme von US-amerikanischen Angeboten wie Coursera oder edX. Natürlich gab es auch Kritik, insbesondere von bereits etablierten Anbietern auf dem deutschen Markt, die besorgt sind, dass ihr eigenes Geschäftsmodell gefährdet sein könnte, wenn der Staat zukünftig Weiterbildung kostenlos anbietet.

Es herrschte auch Einigkeit darüber, dass die technologische Umsetzung das geringste Problem auf dem Weg zum Erfolg einer solchen Plattform sein wird. Die wirklich spannenden Fragen beziehen sich vielmehr auf die folgenden Themen:

  • Gibt es überhaupt eine Weiterbildungskultur in Deutschland? Und wenn nicht, wie kann man diese aufbauen?

  • Wie motivieren wir Menschen dazu, mehr als nur kurzzeitig zu lernen und dann enttäuscht aufzugeben, weil sie immer noch keine fließend Spanisch sprechen oder eine eigene Android-App mit Java entwickeln können?

  • Wie kann die Qualität des Inhalts sichergestellt werden? Sind die Nutzer wirklich die besten Personen dafür, oder sollten nicht eher die Personalverantwortlichen oder die "Alumni" dieser Plattform, die nach zwei Jahren ihren beruflichen Erfolg bewerten, diese Aufgabe übernehmen?

  • Wie werden Content-Lieferanten gewonnen und bezahlt, insbesondere diejenigen, die bereits heute erfolgreich mit eigenen Abonnementmodellen, zum Beispiel für Online-Sprachkurse, am Markt sind?

Das waren nur einige der Aspekte, die während des zweistündigen Treffens diskutiert wurden. Die Initiatoren und Abgeordneten haben zu Beginn der Veranstaltung deutlich gemacht, dass sie zunächst Informationen, Anregungen und Kritik aus der Branche sammeln möchten, um diese in den weiteren Entwicklungsphasen von MILLA zu berücksichtigen. Daher wurden bei diesem ersten Austauschtermin noch keine Antworten auf die gestellten Fragen gegeben.

Wie geht es nun weiter? Thomas Heilmann (Mdb) betonte, dass dieses Vorhaben nicht den üblichen Weg eines staatlichen Projekts gehen soll. Wenn die Umsetzung dieser "Lernautobahn" genauso lange dauern würde wie die A39 in Niedersachsen, dann würden erst die Enkel und Urenkel der Teilnehmer in Berlin in den Genuss von MILLA kommen.

Die CDU hat auf ihrem Bundesparteitag am 7. und 8.12.2018 in Hamburg MILLA mit einem positiven Votum versehen. Dadurch sind bereits für 2019 erste konkrete Umsetzungsschritte geplant. Welche Schritte das sein werden und wie und mit wem sie umgesetzt werden, werden wir hoffentlich bei einem der nächsten Treffen erfahren. Möglicherweise können wir sogar mitentscheiden!

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Branchenübergreifender Austausch über Blended Learning auf der OEB in Berlin